Fallbeispiel

Zuger Rohstoffkonzern IMR profitiert von Kohlemine mitten im Regenwald

Der undurchsichtige Zuger Konzern IMR ist massgeblich an einer Kohlemine mitten im Regenwald von Borneo beteiligt. 15’000 Hektar tropischem Regenwald droht dadurch potenziell die Rodung, vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind in Gefahr.

Auf Borneo, mitten in einem der letzten grossen Regenwälder Asiens, baut das Unternehmen PT Borneo Prima seit 2019 jährlich 2,3 Millionen Tonnen Kohle ab. Satellitenbilder zeigen, dass seit Inbetriebnahme der Mine bereits mindestens 150 Hektar Regenwald zerstört wurden. Und es droht noch viel mehr Wald die Rodung, damit die darunterliegenden Kohlereserven erreicht werden können: Die ganze Konzession umfasst nämlich mehr als 15’000 Hektar Wald.

Die Kohlemine PT Borneo Prima in Zentral-Kalimantan, Indonesien. © Public Eye / Muhammad Fadli Panos

Gibbon-Affe © Greenpeace / Ardiles Rante

Einzigartiges Ökosystem bedroht

Der Regenwald von Borneo gilt als einzigartiges Ökosystem: Die Artenvielfalt ist so gross wie nirgendwo sonst: Hier leben 222 Säugetier-, 622 Vogel-, 400 Amphibien- und 394 Fischarten. Darunter beispielsweise die vom Aussterben bedrohten Sabah-Nashörner, Orang-Utans oder der Gibbon-Affe.

Sogar unternehmenseigene Erhebungen zur Umweltverträglichkeit zeigen, dass auf dem Gebiet der Minenkonzession einige der am stärksten bedrohten Tier- und Pflanzenarten leben, darunter Gibbons, Javaneraffen und seltene Tropenvögel wie der Gelbscheitelbülbül, von dem es weltweit nur noch wenige hundert Tiere gibt. Die Mine bedroht nun den Lebensraum all dieser Arten und damit ein einzigartiges Ökosystem.

Schweizer Konzern verletzt Umweltstandards

49% der umstrittenen Mine und damit eine grosse Mitverantwortung gehört dem undurchsichtigen IMR-Konzern, in dessen verschachtelten Konzernstruktur sich 26 Gesellschaften befinden, mehrere darunter mit Sitz im Kanton Zug.

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IMR hat Niederlassungen und betreibt Minen und andere Produktionsstätten in China, Indonesien, Mexiko und Südafrika, wo Gold, Silber, Stahl, Eisenerz und Kohle abgebaut, verarbeitet oder produziert wird. Gemäss eigenen Angaben beläuft sich der Jahresumsatz auf rund 3 Milliarden US-Dollar. Geschäftsberichte sind keine verfügbar.

Mit dem Abbau von Kohle im Regenwald verstösst das Minenunternehmen gegen internationale Umweltstandards der Weltbank. Diese besagen, dass Unternehmensaktivitäten in wichtigen Lebensräumen von aussterbenden Tieren verboten sind. Erlaubt sind nur Projekte, welche nicht zur Verminderung gefährdeter oder stark gefährdeter Arten führen und keine negativen Auswirkungen auf deren Lebensraum haben.

© Public Eye / Muhammad Fadli Panos

Stossende Ausreden

Dass die Mine gegen internationale Standards verstösst, scheint dem IMR-Konzern durchaus bewusst zu sein. Als der Bruno Manser Fonds, eine unserer Mitgliedorganisationen, die den Fall publik machte, die IMR Holding AG mit den Vorwürfen konfrontierte, antwortete dessen Verwaltungsratspräsident sehr unverblümt: IMR müsse die internationalen Umweltstandards nicht einhalten, da es in der Schweiz kein verbindliches Konzernverantwortungsgesetz gebe (vgl. Bild Textpassage).

Textpassage aus einem Schreiben von IMR. Der Konzern hält sich nicht an den Umweltschutz, weil es in der Schweiz keine Sanktionen gibt.

Als ein paar Wochen später der SonntagsBlick den Konzern mit der Kritik konfrontierte, fiel dem Verwaltungsratspräsidenten plötzlich eine neue Ausrede ein: Die IMR Holding AG mit Sitz in Zug habe die Mine verkauft und sei gar nicht mehr verantwortlich. Erst Wochen später zeigt ein aktualisierter Handelsregisterauszug aus Indonesien: Die Mine gehört weiterhin zum IMR-Konglomerat – sie wurde nur von der IMR Holding AG (Zug) in die IMR Asia Holding (Singapur) transferiert. Ebendiese IMR Asia Holding gehört wiederum der IMR Metallurgical Resources AG, die ebenfalls ihren Sitz in Zug hat.

Unsere Mitgliedorganisation Public Eye hat zudem herausgefunden, dass ein Teil der geförderten Kohle in einem Stahlwerk auf der indonesischen Insel Java verfeuert wird, das ebenfalls dem IMR-Konzern gehört.

Im Februar 2022 behauptet der Verwaltungsratspräsident plötzlich, IMR sei nicht mehr an der umstrittenen Mine beteiligt – eine sehr täuschende Aussage. Quelle: SonntagsBlick vom 18.06.23

Die Schweiz braucht dringend ein Konzernverantwortungsgesetz


Der Fall zeigt einmal mehr exemplarisch, wie auch unbekannte Rohstoffkonzerne von der Schweiz aus operieren und es ausnutzen, dass die Schweiz bald das einzige Land in Europa ohne Konzernverantwortung ist.

Das ist verheerend: Denn ein Konzern wie IMR kann heute dazu beitragen, die Artenvielfalt zu gefährden und einen wichtigen CO2-Speicher zu zerstören, ohne dafür geradestehen zu müssen. Die Recherche von Public Eye zeigt zudem auch, dass die lokale Bevölkerung unter den Folgen des Kohle-Abbaus leidet.

Damit sich das endlich ändert, braucht es auch in der Schweiz ein griffiges Konzernverantwortungsgesetz.

Mehr Informationen:

Recherche von Public Eye: «Die schmutzigen Methoden einer Zuger Rohstoffgruppe»


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