Fallbeispiel

MKS Pamp importiert problematisches Gold aus Liberia

Seit Jahren vergiftet eine Goldmine in Liberia die Umwelt. Obwohl die Probleme bekannt sind, wird das Gold bis heute von der dubiosen Goldraffinerie MKS Pamp in die Schweiz importiert.

Kupfersulfat läuft aus der New Liberty Goldmine in die Umwelt © Liberianische Umweltbehörde EPA

Im westafrikanischen Land Liberia, rund 100 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Monrovia befindet sich die New Liberty Goldmine. Seit Jahren wird hier im grossen Stil Gold abgebaut. Im Februar 2023 schlägt die Bevölkerung rund um die Mine Alarm, als sie tote Fische im Marvoe Creek, einem der beiden lokalen Flüsse, findet. Kurz darauf wird von der liberianischen Umweltbehörde EPA dokumentiert, dass das Flusswasser eine giftige Farbe angenommen hat.

Die liberianische Umweltbehörde fand neben verendeten Buntbarschen (Bild) auch tote Afrikanische Schwanzflecksalmler, Pfeiffenfische und Flusskrebse. © Klaus Rudloff

Untersuchungsbericht zeigt massive Verschmutzung

Die daraufhin eingeleiteten Untersuchungen der EPA zeigen, dass Chemikalien aus den Abraumbecken der New Liberty Goldmine ausgetreten waren. Und dies bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres: Denn auch im Mai 2022 kam es zu einer ähnlichen Verschmutzung und einem Fischsterben, das von der EPA dokumentiert wurde. Hätte die Bevölkerung nicht Alarm geschlagen, wären diese Skandale vielleicht nie publik geworden: So informierte die Minengesellschaft die Behörden jeweils erst sehr spät und stritt beim ersten Vorfall die Verantwortung für die Verschmutzung sogar ganz ab.

Die Laborberichte zu den beiden Vorfällen zeigen, dass die Flüsse Marvoe Creek und Mafa River durch die Minenabfälle stark mit Cyanid, Arsen und Kupfersulfat vergiftet wurden. Die Stoffe sind für Menschen und Wasserorganismen hochgiftig. Gemäss dem EPA-Bericht von 2022 seien die Fische erstickt, als sie den hochgiftigen Stoffen ausgesetzt waren. Die Verschmutzung gefährdet auch die Lebensgrundlage von rund 250 Anwohner:innen rund um die Mine, die nach den Vorfällen mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln versorgt werden mussten. Wer sich einen Umzug leisten kann, hat das Gebiet längst verlassen.

Schon mehrmals kam es in den Gewässern um die Mine zu einem Fischsterben. © efes

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Seit Jahren gibt es Probleme

Leider sind die aktuellen Vorfälle nicht überraschend: Bereits als die Mine 2014 realisiert wurde, gab es Probleme. So wurden gemäss der Nachrichtenagentur The New Humanitarian 325 Familien aus zwei Dörfern für die New Liberty Goldmine zwangsumgesiedelt. Entgegen den Versprechen sorgte die riesige Mine auch nicht für Wohlstand und bessere medizinische Versorgung der ansässigen Bevölkerung, sondern zerstörte das Land, das früher ihre Lebensgrundlage war. 

2015 und 2016 gelangte mehrmals Cyanid und Arsen in die Umwelt. Viele verendete Fische wurden gefunden und die Anwohner:innen, die die Flüsse zum Fischen, Baden und Wäsche waschen nutzten, berichteten von Hautausschlägen. Die Minengesellschaft schrieb damals zum Auslaufen der hochgiftigen Stoffe, dass die «bisherigen Untersuchungen keine negativen Auswirkungen auf die Dorfgemeinschaften» zeigen würden.

Das Wasser verfärbt sich durch die giftigen Chemikalien. © Liberianische Umweltbehörde EPA

Dubiose Goldraffinerie MKS Pamp importiert das Problem-Gold in die Schweiz

Die New Liberty Goldmine gehört der Avesoro Resources Inc., die ihren Sitz in der Steueroase Jersey hat. Der CEO von Avesoro bestätigte gegenüber dem Schweizer Hilfswerk Swissaid im Dezember 2022, dass die Schweizer Raffinerie MKS Pamp seit 2016 100% des Goldes aus der New Liberty Goldmine abnimmt (mit einer kurzen Unterbrechung 2020 als der Export in die Schweiz wegen den Corona-Restriktionen nicht möglich war). Gemäss Aargauer Zeitung ist das bis heute der Fall.

MKS Pamp hat den Sitz am Rohstoffhandelsplatz Genf und betreibt im Tessin eine Goldraffinerie. Zusammen mit den drei anderen umstrittenen Schweizer Goldraffinerien Metalor, Argor Heraeus  und Valcambi gehört MKS Pamp zu den grössten Goldverarbeitern der Welt. Eine bekannte Abnehmerin von MKS Pamp ist beispielsweise die Grossbank UBS.

MKS Pamp verspricht auf seiner Website, sich für eine nachhaltige Goldförderung einzusetzen: So schmückt sich die Raffinerie auch mit der umstrittenen Zertifizierung durch den Responsible Jewellery Council (RJC) und Nachhaltigkeitsaudits der London Bullion Market Association (LBMA) – zwei brancheneigenen Zertifikaten  für verantwortungsvollen Goldabbau, die leider nicht halten, was sie versprechen.

Das Beispiel zeigt entsprechend einmal mehr, weshalb es dringend auch in der Schweiz ein griffiges Konzernverantwortungsgesetz braucht: Heute kann eine Raffinerie wie MKS Pamp über Jahre von problematischen Goldimporten profitieren und sich hinter blumigen Nachhaltigkeitsversprechen verstecken, ohne je dafür geradestehen zu müssen. Erst wenn auch die Schweiz Konzerne wie Glencore und Goldraffinerien wie MKS Pamp dazu verpflichtet, bei ihren Geschäften die Menschenrechte verbindlich einzuhalten und die Umwelt nicht zu verschmutzen, können solche Fälle in Zukunft verhindert werden.

Mehr Informationen:

Artikel in der Aargauer Zeitung vom Oktober 2023

Artikel im The New Humanitarian vom März 2017 (Englisch)


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