Nachruf auf Dick Marty
Gestern ist unser Vorstandsmitglied Dick Marty mit 78 Jahren verstorben. Die Nachricht trifft uns alle tief.
Dick hat sein Leben dem Kampf für Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit gewidmet. Als Staatsanwalt bekämpfte er die Drogenmafia. Als Ständerat und Mitglied des Europarats enthüllte er die CIA-Geheimgefängnisse auf europäischem Boden und untersuchte Kriegsverbrechen in Kosovo. Und bereits seit ganz am Anfang, als wir 2011 die Petition «Recht ohne Grenzen» starteten, setzte sich Dick dafür ein, Konzerne in die Verantwortung zu nehmen. Ab 2015 war er dann Co-Präsident unseres Initiativkomitees und im Abstimmungskampf mehrmals pro Woche für die Konzernverantwortungsinitiative unterwegs.
Dick war in jeder Hinsicht unbestechlich. Sein Handeln war von seinem Gerechtigkeitssinn, seinem tiefen, analytischen Denken und der stetigen Suche nach Wahrheit geleitet. Nie hat er seine Überzeugungen verleugnet, nie hat er sich gescheut, genau hinzuschauen, kritisch zu hinterfragen und seine Stimme gegen die Ungerechtigkeit zu erheben. Diese Freiheit und Aufrichtigkeit im Denken und Handeln hat ihn ausgezeichnet.
Bis zum letzten Augenblick seines Lebens verkörperte Dick Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Mut und Bescheidenheit. Nie beklagte er sich über das, was ihm widerfuhr, auch nicht über seine Krankheit. So lange wie möglich wollte er sein Engagement fortsetzen. So prägte Dick bis zuletzt unsere Strategie und nahm noch im November an Sitzungen teil.
Dabei hat er immer wieder zum Ausdruck gebracht, wie enorm dankbar und auch berührt er von der grossen Unterstützung so vieler Menschen war, die es möglich machen, dass wir bis heute am Thema Konzernverantwortung dranbleiben.
Im letzten grossen Portrait, das vor einer Woche im Online-Magazin Republik erschien, antwortete Dick auf die Frage, warum er sich immer so stark eingesetzt habe: «Weil ich nicht gleichgültig geworden bin. Antonio Gramsci sagte: ‹Ich hasse die Gleichgültigen.› So geht es mir auch. Aber ich weiss schon, ich kann nicht alle Probleme der Welt lösen. Ich bin nur ein piccolo granello di sabbia – ein kleines Sandkorn.»
Viel zu früh ist Dick von uns gegangen. Er hinterlässt eine grosse Lücke. Doch seine Kraft und Überzeugung begleiten uns weiter. Und seinen Einsatz für Gerechtigkeit wollen wir in unserem gemeinsamen Engagement weitertragen.
Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, der wir viel Kraft wünschen für diese schwierige Zeit.