Fallbeispiel

Zehntausende Kinder bauen Mica ab – ABB schaut weg

ABB und Von Roll, zwei führende Schweizer Industriekonzerne, verkaufen verschiedene Produkte, die ein glitzerndes Mineral namens Mica enthalten. Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass in gewissen Regionen in Indien und Madagaskar in den Mica-Minen systematisch Kinder arbeiten, beziehen beide Konzerne ihr Mica von hochproblematischen Händlern.

Mica-Abbau.
Zehntausende Kinder schuften im Mica-Abbau. @ Jan-Joseph Stok / Unicef

Mica, das auch Glimmer genannt wird, ist Bestandteil sehr vieler Produkte wie Kosmetika, Farben, Lacke und Plastik. Trotzdem kennt man es in der Öffentlichkeit kaum. Dank seiner isolierenden und feuerresistenten Eigenschaften wird es auch in der Industrie verwendet, zum Beispiel in elektrischen Isolationen.

Der Abbau von Mica in den beiden wichtigen Herstellerländern Indien und Madagaskar ist aber hochproblematisch. In den vergangenen zehn Jahren haben mehrere Berichte von NGOs sowie Recherchen von internationalen Medien aufgezeigt, dass die Schürfung von Mica in diesen beiden Ländern systematisch mit Kinderarbeit und mit extrem schwierigen und gefährlichen Arbeitsbedingungen verbunden ist.

Was ist Mica?

Es gibt 37 verschiedene Arten von Mica, das auch Glimmer genannt wird. Die häufigsten sind Muscovit und Phlogopit. Muscovit kommt vor allem aus Indien und wird hauptsächlich für elektrische Isolationen, in der Elektronik sowie als glitzernder Bestandteil in Kosmetika, Farben und Lacken verwendet. Phlogopit, das primär in Madagaskar abgebaut wird, ist besonders hitzebeständig und dient häufig der thermischen Isolation, beispielsweise in der Automobilindustrie oder der Elektrotechnik.

Mica kommt in Form von Mineralblöcken vor und hat eine lamellenartige Struktur. Diese Splitter oder Blätter werden mit scharfen Messern von Hand vom Block weggeschnitten. Je nach Dicke der Blätter (sie werden «Sheet Mica» genannt), dienen sie unterschiedlichen Zwecken. Die Glimmerblöcke befinden sich tief im Boden: Die Minenarbeiter:innen suchen in bis zu zwölf Metern Tiefe nach ihnen, denn der Rohstoff ist sehr wertvoll. Auch die Abfälle der Mica-Schürfung (genannt «Scrap Mica») werden weiterverwendet. Sie liegen meist am Boden und stammen vom Betrieb der Minengrube. In diesen Haufen rund um die Minenschächte suchen die Arbeiter:innen nach Glimmer. Nach dem Sortieren werden die Micaabfälle verarbeitet und in Form von Flocken («Flakes») und Puder («Powder») für verschiedene Nutzungen weiterverwertet.

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Kinderarbeit unter extremen Bedingungen

Gestützt auf diverse Schätzungen stammen 30 % des weltweiten Exports von Mica aus Indien, wobei über drei Viertel davon in den Bundesstaaten Jharkhand und Bihar abgebaut wird. Die beiden Regionen verfügen denn auch über grosse Mengen an hochwertigem Glimmer. Um den vom Bergbau gefährdeten Wald zu schützen, verbot die indische Regierung in den 1980er-Jahren den dortigen Abbau von Mica, und die zahlreichen Minen in der Region wurden stillgelegt. Daraufhin entwickelte sich eine illegale Abbautätigkeit von Hand, die weit verbreitet ist und die die internationalen Lieferketten bis heute versorgt. 2018 schätzten die NGOs SOMO und Terre des hommes Holland, dass in den beiden indischen Bundesstaaten, die zu den ärmsten des Landes gehören, 22’000 Kinder in den Glimmerminen arbeiteten. Ein Bericht von Terre des hommes Deutschland aus dem Jahr 2022 geht von 30’000 arbeitenden Kindern in diesen Regionen aus.

Ein zehnjähriges Mädchen arbeitet in der Mica-Mine von Tsivery, nahe dem Dorf Ampikazo in Madagaskar. @ Jan-Joseph Stok / Unicef

Viele Familien, die in der Nähe von Minen leben, sind bitterarm und haben oft keine anderen Einkommensquellen als der Abbau von Mica. In vielen Fällen müssen sie ihre Kinder zum Arbeiten mitbringen, weil sie mit dem Schürfen von Glimmer nicht genügend Geld verdienen. Schätzungen zufolge müsste der durchschnittliche Preis für Mica für die Minenarbeiter:innen fünfmal höher sein, damit er ihnen ermöglichen würde, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Ausserdem sind die Arbeitsbedingungen hart und gefährlich: Mit einfachsten Werkzeugen wird von Hand und ohne jede Schutzausrüstung gearbeitet. Um Glimmer abzubauen, graben die Arbeiter:innen neue Löcher oder steigen in die gefährlichen und manchmal tiefen Gruben der stillgelegten Minen ab. In der Regel fangen die Kinder mit dem Sortieren und Transportieren des Glimmers an, bevor auch sie in die Minen absteigen, um grössere Blöcke abzubauen. Sowohl den Erwachsenen als auch den Kindern drohen Verletzungen und Stürze, der Staub führt zu Atemwegsproblemen. Immer wieder kommt es auch zu Todesfällen in den Minen. Zusätzlich müssen die Familien regelmässig mit Strafen der Behörden rechnen, die ihnen das Geld abnehmen, weil die Arbeit illegal ist.

Ganze Familien sortieren dort Mica, bevor es zum Hafen von Fort-Dauphin in Madagaskar transportiert wird. Dies ist der letzte Schritt vor dem Export. @ Jan-Joseph Stok / Unicef

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In Madagaskar haben sich die Exporte von Mica in zehn Jahren verfünffacht, der madagassische Glimmer wird auf dem Weltmarkt sogar zu einem niedrigeren Preis verkauft als jener aus Indien. Doch auch hier kommt der Abbau mit einem hohen Preis: Im Jahr 2022 schätzte UNICEF die Zahl der Kinder, die in Madagaskar in Micaminen arbeiteten, auf über 11’000. Expert:innen zufolge kann kein Konzern, der in Madagaskar Glimmer kauft, garantieren, dass das Mineral nicht von Kindern abgebaut wurde, denn das Problem ist systematisch und die Konzerne wissen in der Regel nicht, aus welcher Mine das Mica stammt.

Mica-Vorkommen sind vor allem im Süden des Landes – in der ärmsten Region Madagaskars – im Boden vorhanden. Ein grosser Teil davon wird von Hand von Familien geschürft, die miserabel entlöhnt werden. Der Preis, der den Minenarbeiter:innen bezahlt wird, müsste geschätzt sechsmal höher sein, um ihnen einen existenzsichernden Lohn zu garantieren. Um Mica abzubauen, werden zwischen zwei und fünfzehn Meter tiefe vertikale Schächte ausgehoben, wobei gewisse Minen sogar bis zu 60 Meter tief sind. Durch die Schürfung entstehen nach und nach horizontale Tunnel und Höhlen. Das Graben der Löcher und der Abbau von Mica ist Aufgabe der Männer und Teenager, während die kleineren Kinder und die Frauen dafür zuständig sind, den Flaschenzug zu bedienen, um das Material hochzuheben, die schweren Lasten zu transportieren und die Abfälle einzusammeln. Sowohl für die Erwachsenen als auch für die Kinder ist die Arbeit körperlich belastend. Die extremen Bedingungen werden durch das heisse und trockene Klima noch weiter verschärft. Im Innern der Mine sind die Menschen der Hitze und dem niedrigen Sauerstoffgehalt ausgeliefert, um die Mine herum der Sonne. Zudem sind alle Arbeiter:innen, sowohl unter- als auch überirdisch den giftigen Staubpartikeln ausgesetzt. Die Menschen verfügen weder über Schutzausrüstungen noch über Zugang zu Trinkwasser oder Sanitäranlagen. Diese Arbeitsbedingungen führen häufig zu Husten und Atembeschwerden, Kopfschmerzen, Rücken- und Muskelschmerzen sowie Verletzungen, insbesondere an Händen und Füssen. Immer wieder kommt es im Zusammenhang mit Minenunfällen und Erdrutschen zu schweren Verletzungen und Todesfällen.

Bergarbeiter bauen Mica in einer unterirdischen Galerie in Madagaskar von Hand ab. Ohne Schutz verwenden sie rudimentäre Werkzeuge, um Mica-Blöcke aus den Felswänden zu lösen. @ RMI

Sowohl in Indien als auch in Madagaskar geht das von den Familien von Hand geschürfte Mica durch die Hände eines oder mehrerer Zwischenhändler, bevor es in den weiterverarbeitenden Unternehmen oder bei den Exporteuren an genau definierten Orten landet: In den Städten Jhumri Telaiya, Koderma oder Giridih (im Bundesstaat Jharkhand) in Indien oder am Hafen von Fort Dauphin im Süden von Madagaskar, von wo aus das Mica auf dem Weltmarkt landet.

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Schweizer Konzerne profitieren von der Kinderarbeit im Mica-Abbau

Die Analyse von Handelsdaten von Mica aus Indien und Madagaskar, die wir mithilfe des Recherchekollektivs WAV durchgeführt haben, zeigt, wie Mica aus Kinderarbeit direkt oder über einen oder zwei Zwischenhändler auch mit den Schweizer Konzernen ABB und Von Roll in Verbindung steht.

ABB

ABB mit Sitz in Zürich und Västeras (Schweden) ist eines der weltweit grössten Konglomerate. Der multinationale Konzern beschäftigt über 105’000 Mitarbeitende in fast 100 Ländern. Der Umsatz von ABB belief sich im Jahr 2024 auf fast USD 33 Milliarden. Als weltweit führender Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ist ABB eine der grössten Ingenieurgesellschaften der Welt mit Tätigkeiten im Bereich der Elektrifizierung, der Motoren und der Automation von Maschinen und Fabriken.

Im Nachhaltigkeitsbericht von 2023 erwähnte ABB, dass die Verwendung von Mica von seinen Lieferanten ab 2024 analysiert werde. Das «Sustainability Statement» 2024 hält nun aber fest, diese Analyse werde erst im Jahr 2025 eingeführt, während der Jahresbericht 2024 noch unspezifischer ist. Dort steht, dies werde «in Zukunft» durchgeführt werden. Zweifel an der Absicht von ABB, das Thema ernsthaft in Angriff zu nehmen, scheinen daher angebracht. Der Konzern hat sich bisher offensichtlich nicht um die Frage gekümmert, auch wenn die Probleme im Zusammenhang mit der Micaschürfung schon seit mehreren Jahren bekannt sind.

Von Roll

Die Von Roll hat ihren Sitz in Breitenbach im Kanton Solothurn und ist ein weltweit führender Konzern im Bereich der elektrischen Isolation. Er spielt eine Schlüsselrolle bei der Elektromobilität, insbesondere für Elektroautos. Über 1’000 Mitarbeitende in 14 Ländern arbeiten für den Konzern, und sein Umsatz belief sich im Jahr 2023 auf fast CHF 230 Millionen. Von Roll beliefert beispielsweise den Automobilhersteller Renault sowie andere weltweit führende Elektrofahrzeughersteller. Die wichtigsten Kunden von Von Roll sind Hersteller von elektrischen Installationen wie ABB oder Siemens, aber auch Unternehmen aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie. Von Roll ist Besitzerin einer Micamine in Brasilien und bezeichnet sich selbst als «weltweit einzige Herstellerin von Produkten zur thermischen und elektrischen Isolation mit einer vollständig integrierten Lieferkette von der Micaschürfung bis zu den Endprodukten». Trotzdem kauft der Konzern weiterhin grosse Mengen an Glimmer in Madagaskar und Indien ein.

Manchmal importieren europäische Konzerne Mica direkt aus den Produktionsregionen. Meistens wird der Rohstoff aber über China gehandelt, wo er vor dem erneuten Export weiterverarbeitet wird. Madagaskar exportiert über 80 % seines Micas nach China, für Indien sind es zwischen 70 und 75 % der Produktion.

Auch im Falle der beiden Schweizer Konzerne ABB und Von Roll sieht man, dass der Grossteil des Mica zuerst in China landet. So konnte bei der Analyse der Exportdaten nur eine einzige direkter Importeur ermittelt werden: Von Roll USA, eine Tochtergesellschaft der Von Roll in der Schweiz, hat zwischen 2019 und 2024 über 80 Lieferungen (im Wert von fast 1,5 Millionen US Dollar) von rohem oder verarbeitetem Mica aus einem Unternehmen im indischen Staat Jharkhand importiert.

Kinder sortieren Mica in der Mine Ampikazo in Madagascar.

Chinesische Zwischenhändler

Die meisten Lieferketten, die wir für Von Roll und ABB ermitteln konnten, laufen jedoch über China, unter anderem über die chinesischen Unternehmen Pamica und Pingjiang VPI. Diese beiden Zwischenhändler beziehen Mica in den problematischen Abbauregionen in Indien und Madagaskar, in denen es systematisch zu Kinderarbeit kommt und problematische Arbeitsbedingungen herrschen. Internationale Medien konnten ausserdem eindeutig belegen, dass die beiden Firmen Glimmer beziehen, der durch Kinderarbeit und unter extremen Arbeitsbedingungen geschürft wird.

Pamica bezeichnet sich als grösster Fabrikant von Produkten auf Micabasis in Asien. Gestützt auf einen Bericht von Terre des hommes aus dem Jahr 2019 importierte das Unternehmen 70 % seines Glimmers aus Indien und 24 % aus Madagaskar. Die von uns analysierten Exportdaten 2019-2024 zeigen auf, dass sich unter den Zulieferern von Pamica mindestens acht Firmen aus den Minenregionen des Bundesstaates Jharkhand (Giridih, Koderma und Jhumri Telaiya) und dreizehn Unternehmen in Madagaskar befinden. Zwischen Januar 2019 und Februar 2024 wurden von diesen verschiedenen Lieferanten mindestens 332 Sendungen an den chinesischen Hersteller registriert. Zu den madagassischen Lieferanten von Pamica gehört unter anderem das Unternehmen Radoran. Ende 2023 zeichnete eine Recherche der schwedischen Zeitung Aftonbladet den Weg von Mica aus einer Mine, in welcher Kinder schufteten, zu diesem Exportunternehmen nach. Auch der amerikanische Fernsehsender NBC dokumentierte 2019 den Weg von Glimmer von einer problematischen Mine in der Nähe des madagassischen Dorfes Andranondambo bis zur chinesischen Firma Pamica. In diesem Fall wurde das Material von einer jungen Mutter geschürft, die ohne Schutzausrüstung und für eine extrem tiefe Entlöhnung in den engen Höhlen der Minen mit ihrem 4-jährigen Mädchen auf dem Rücken arbeitete.

Eine weitere chinesische Firma, die Produkte mit Mica erstellt, ist Pingjiang VPI. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2019 von Terre des hommes stammt etwa die Hälfte des von Pingjiang VPI genutzten Mica aus Madagaskar. Die von uns untersuchten Exportdaten für die Jahre 2019-2024 brachten zu Tage, dass unter den Zulieferern des Unternehmens mindestens acht aus den Minenzentren im indischen Bundesstaat Jharkhand und zehn aus Madagaskar stammen. Zwischen September 2021 und April 2024 wurden von diesen Lieferanten mindestens 256 Sendungen für Pingjiang VPI erfasst. Einer der Zulieferer aus Madagaskar ist das Unternehmen Radoran, das in der oben erwähnten Untersuchung des Aftonbladet vorkam. Auch die Ermittlungen von NBC im Jahr 2019 erwähnten diese Verbindungen zwischen Pingjiang VPI und der problematischen madagassischen Mine in Andranondambo.

Dieselben Exportdaten lassen erkennen, dass Von Roll USA, eine Tochtergesellschaft der in der Schweiz ansässigen Von Roll, zwischen Dezember 2019 und April 2024 mindestens 21 Lieferungen von Mica-Produkten (im Wert von rund einer halben Million US Dollar) vom chinesischen Unternehmen Pamica importierte.

In Bezug auf den Konzern-Riesen ABB, zeigten die Daten, dass einer der Lieferanten, die österreichische Firma Isovolta, ihr Mica bei Pamica und Pingjiang VPI bezieht. Zwischen Mai 2020 und Dezember 2024 wurden mindestens 148 Lieferungen von Artikeln auf Micabasis zwischen den beiden chinesischen Firmen und der Isovolta AG (Mutterkonzern, Tochterfirma und Joint Venture Unternehmen) registriert. Die Isovolta AG ihrerseits lieferte von 2021 bis 2023 96-mal verarbeitete Produkte mit Mica an ABB Indien – eine Tochterfirma des Konzerns. Zudem wurden mindestens 61 Lieferung von micahaltigen elektrischen Isolatoren an verschiedene andere Tochtergesellschaften von ABB registriert.

Mica ist ein Mineral, das man nicht gut kennt. @ Terre des Hommes Deutschland

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Daneben gibt es weitere Verbindungen zwischen ABB und den problematischen Mica-Regionen in Indien und Madagascar. Fast 50 Lieferungen Mica gelangten in den letzten Jahren von einem Unternehmen mit Sitz im indischen Bundesstaat Jarkhand zu den beiden ABB-Zulieferern Krempel Gmbh in Deutschland und Nippon Rika in Japan. Beide Zulieferer schickten verschiedenen ABB-Tochterfirmen in den letzten Jahren mindestens 68 Lieferungen mit Mica-haltigen Produkten.

Ein weiterer Geschäftspartner, der ABB mit Mica-Produkten versorgt, ist Von Roll selber, der, wie oben beschrieben, problematisches Mica verarbeitet.

Warum es die Konzernverantwortungsinitiative braucht

Obwohl die Probleme im Zusammenhang mit Mica seit fast zehn Jahren bekannt sind und das hohe Kinderarbeits-Risiko in der eigenen Lieferkette offensichtlich ist, scheint ABB offensichtlich weiterhin die Augen davor zu verschliessen, woher das Mica seiner Lieferanten stammt. Trotz den Ankündigungen, die Mica-Herkunft besser zu überprüfen, scheint der Konzern es nicht eilig zu haben, dies zu tun.

Konfrontiert mit den Vorwürfen schreibt ABB, der Konzern bekenne sich dazu, «die Würde und die Menschenrechte aller Menschen zu respektieren». Die ABB habe zahlreiche interne «Policies» die auch für die Zulieferer verpflichtend seien. Der Konzern gibt an, 2025 damit begonnen zu haben, seine Zulieferer zur Herkunft des Micas zu befragen. Warum ABB damit nicht schon früher gestartet hat, beantwortete der Konzern nicht. Auch Fragen zu den konkreten problematischen Zulieferern beantwortet der Konzern nicht. Er habe nun aber eine Untersuchung in Bezug auf die problematischen Zulieferer eröffnet.

Von Roll schmückt sich damit, eine «vollständig integrierte Lieferkette» bzgl. Mica zu haben. Trotzdem zeigt diese Recherche, dass auch bei Von Roll Mica landet, das von Zulieferern stammt, die Mica aus Kinderarbeit verarbeiten. Von Roll antwortete gar nicht auf unsere Fragen in diesem Zusammenhang.

An diesem Beispiel sieht man einmal mehr, dass gewisse Konzerne mit Sitz in der Schweiz erst dann wirksame Massnahmen gegen Kinderarbeit ergreifen, wenn sie für Verstösse geradestehen müssen. Die Konzernverantwortungsinitiative würde globale Konzerne wie ABB endlich verbindlich dazu verpflichten, ihre Verantwortung wahrzunehmen.

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Mehr Informationen:

Artikel der Tages-Anzeiger: «Es steckt in Autos und Lidschatten: Wie ein Mineral aus Kinderarbeit in die Schweiz gelangt» vom 24.06.2025

Artikel von 20 Minuten: «Kinderarbeit für Glitzer-Mineral: Schweizer Firmen in Kritik» vom 18.06.2025

Bericht von UNICEF : « Investing in social protection to reduce child labour and improve child well-being » von November 2022 (auf Englisch)

Bericht von terre des hommes Germany : « Behind the glittering facade, exploitation of chlidren in mica mining in India » von Juni 2022 (auf Englisch)

Bericht von Responsible mica initiative : « Establishing fair mica worker incomes and wages in India and the negligible impact on costs to consumers. » von März 2023 (auf Englisch)

Bericht von Responsible mica initiative : « Executive summary: Establishing Fair Mica Worker Incomes and Wages in Madagascar and the Negligible Impact on Costs to Consumers » von Juli 2024 (auf Englisch)

Bericht von SOMO im Auftrag von Terre des Hommes Netherlands : « Child labour in Madagascar’s mica sector. Impact of the mica supply chain on children’s rights from the malagasy mines to the international product line » von November 2019 (auf Englisch)

Weitere Fallbeispiele